Die Psychologie der Resilienz – Von individueller Kompetenz zu systemischer Widerstandsfähigkeit

Dieser Essay identifiziert einen blinden Fleck in der Resilienzforschung: die Überbetonung individueller Faktoren bei Vernachlässigung systemischer Einflüsse. Ein dynamisches Resilienzmodell wird vorgeschlagen, das Resilienz als emergentes Phänomen zwischen Person und System konzeptualisiert.

Die Psychologie der Resilienz – Von individueller Kompetenz zu systemischer Widerstandsfähigkeit
audio-thumbnail
Resilienz Individuum und System im Dialog
0:00
/416.472
Ist der Appell, "resilienter zu sein", ein Privileg oder eine Bürde? Und was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn wir Individuen auffordern, nach dem Scheitern stärker zurückzukommen, anstatt die Systeme zu verändern, die Scheitern erst erzeugen?

I. Einleitung

In einer Zeit zunehmender Komplexität, Unsicherheit und Volatilität gewinnt die Fähigkeit, mit Scheitern und Rückschlägen konstruktiv umzugehen, kontinuierlich an Bedeutung. Die Risiken des Anthropozäns – von Klimakatastrophen über Pandemien bis hin zu wirtschaftlichen Umbrüchen – stellen Individuen, Organisationen und gesellschaftliche Systeme vor beispiellose Herausforderungen (Folke et al., 2021). In diesem Kontext hat sich die Erforschung der Resilienz, der Fähigkeit, trotz widriger Umstände zu bestehen und zu wachsen, zu einem zentralen wissenschaftlichen Unterfangen entwickelt.

Die etablierte Resilienzforschung fokussiert dabei häufig auf individuelle Faktoren – persönliche Eigenschaften, kognitive Strategien und Bewältigungsmechanismen, die Menschen befähigen, Krisen zu überstehen und aus ihnen zu lernen (Southwick et al., 2014). Resilienz wird in dieser Tradition als personale Kompetenz konzeptualisiert, die durch Faktoren wie Optimismus, Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung gekennzeichnet ist (Fletcher und Sarkar, 2013). Diese individuumszentrierte Sichtweise hat zweifelsohne wichtige Erkenntnisse hervorgebracht und zur Entwicklung wertvoller Interventionsansätze beigetragen.

Dennoch offenbart sich bei genauerer Betrachtung ein bedeutsamer blinder Fleck: Die Überbetonung individueller Faktoren geht oft mit einer Vernachlässigung systemischer, struktureller und kontextueller Einflüsse einher. Wie Williams et al. (2022) betonen, werden "menschliche Faktoren, einschließlich psychologischer und emotionaler Aspekte" in der Resilienzforschung oft ignoriert oder unzureichend integriert, was zu "beeinträchtigter Entscheidungsfindung, verminderter Leistung und verlängerten Erholungszeiten" führen kann.

Der vorliegende Essay setzt an diesem blinden Fleck an und verfolgt das Ziel, eine integrative Perspektive auf Resilienz zu entwickeln, die individuelle und systemische Faktoren in ihrer Wechselwirkung betrachtet. Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie entsteht Resilienz an der Schnittstelle von individuellen Kapazitäten und systemischen Rahmenbedingungen? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser erweiterten Perspektive für Forschung und Praxis?

Um diese Fragen zu beantworten, wird zunächst die historische Entwicklung des Resilienzkonzepts nachgezeichnet, bevor methodologische Herausforderungen bei der Erfassung des Konstrukts diskutiert werden. Anschließend werden empirische Befunde zur Interaktion von Person und System vorgestellt und in ein dynamisches Resilienzmodell integriert. Eine kritische Diskussion der "dunklen Seite der Resilienz" leitet über zu Implikationen für Forschung und Praxis, bevor ein abschließendes Fazit gezogen wird.

II. Theoretische Grundlagen der Resilienzforschung

Historische Entwicklung des Resilienzkonzepts

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Resilienz nahm ihren Anfang in den 1970er Jahren, als Entwicklungspsychologen begannen, Kinder zu untersuchen, die trotz widriger Umstände wie Armut, familiärer Dysfunktion oder Trauma positive Entwicklungsverläufe zeigten (Masten, 2014). Diese frühen Studien prägten ein Verständnis von Resilienz als außergewöhnliche, beinahe heroische Eigenschaft – eine Konzeptualisierung, die Masten später als "ordentliche Magie" (ordinary magic) kritisch revidierte und Resilienz als normative Kapazität menschlicher Entwicklungssysteme neu deutete (Masten, 2001).

In den folgenden Jahrzehnten differenzierte sich das Forschungsfeld erheblich aus. Während die erste Generation von Resilienzforschern primär persönliche Eigenschaften und Risikofaktoren identifizierte, wandte sich die zweite Generation der Untersuchung von Prozessen und Mechanismen zu, die Resilienz fördern (Luthar et al., 2000). Die dritte Generation erweiterte den Fokus auf Interventionen zur Resilienzförderung, während die aktuelle, vierte Generation zunehmend die Interaktion multipler Systemebenen und neurowissenschaftliche Grundlagen in den Blick nimmt (Wright et al., 2013).

Parallel zu dieser Entwicklung in der Psychologie etablierten sich eigenständige Resilienzkonzepte in anderen Disziplinen: Die Ökologie untersuchte die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen (Holling, 1973), die Ingenieurwissenschaften die Belastbarkeit von Materialien und Infrastrukturen (Hollnagel et al., 2006), und die Organisationsforschung adaptierte das Konzept für die Analyse von Unternehmen und Institutionen (Weick und Sutcliffe, 2007). Diese verschiedenen Traditionen entwickelten sich zunächst weitgehend unabhängig voneinander, was Williams et al. (2019) zu der Beobachtung veranlasste, dass es "überraschenderweise wenig Integration zwischen diesen Literaturen gegeben hat".

Psychologische Konstrukte: Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung

In der psychologischen Tradition wurden verschiedene Konstrukte identifiziert, die resiliente Personen charakterisieren. Southwick und Charney (2012) beschreiben zehn zentrale Resilienzfaktoren, darunter realistische Optimismus, kognitive Flexibilität, moralischer Kompass und soziale Unterstützung. Besonders hervorgehoben werden häufig vier Schlüsselkonstrukte:

  1. Akzeptanz: Die Fähigkeit, unveränderliche Realitäten anzuerkennen, statt sich in Verleugnung oder Wunschdenken zu flüchten. Hayes et al. (2006) betonen die transformative Kraft von Akzeptanz als Grundlage für Veränderung.
  2. Optimismus: Eine positive, aber realistische Erwartungshaltung gegenüber der Zukunft. Im Gegensatz zu naivem Optimismus ermöglicht realistischer Optimismus eine konstruktive Auseinandersetzung mit Herausforderungen (Scheier und Carver, 2018).
  3. Selbstwirksamkeit: Die Überzeugung, kritischen Situationen gewachsen zu sein und durch eigenes Handeln Einfluss nehmen zu können. Bandura (1997) identifizierte Selbstwirksamkeit als zentralen Faktor für Motivation und Ausdauer angesichts von Widrigkeiten.
  4. Eigenverantwortung: Die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und aktiv nach Lösungen zu suchen, statt in einer Opferrolle zu verharren (Ryan und Deci, 2000).

Diese Konstrukte bilden das konzeptionelle Gerüst zahlreicher Resilienzinterventionen und -trainings (Reivich und Shatté, 2002). Sie beschreiben jedoch primär individuelle Faktoren und vernachlässigen dabei den breiteren Kontext, in dem Resilienz entsteht und wirksam wird.

Der blinde Fleck: Überbewertung individueller Faktoren

Die Überbetonung individueller Faktoren in der Resilienzforschung stellt einen bedeutsamen blinden Fleck dar, der mit problematischen Konsequenzen verbunden ist. Erstens suggeriert sie, dass Resilienz allein eine Frage persönlicher Kompetenzen und Einstellungen sei, was strukturelle Hindernisse und soziale Ungleichheiten ausblendet (Ungar, 2011). Zweitens kann sie zur pathologisierenden Individualisierung von Leid beitragen, indem Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Widrigkeiten auf persönliche Defizite zurückgeführt werden (Luthar und Cicchetti, 2000). Drittens verleitet sie zu der Annahme, dass Resilienz primär durch individuumszentrierte Interventionen gefördert werden sollte, während systemische Ansätze vernachlässigt werden (Walsh, 2016).

Besonders problematisch ist die implizite Annahme, dass die Fähigkeit, Scheitern als Entwicklungschance zu sehen, allen Menschen gleichermaßen offensteht. Tatsächlich ist diese Fähigkeit jedoch durch vielfältige Faktoren bedingt – von sozioökonomischen Ressourcen über kulturelle Normen bis hin zu institutionellen Rahmenbedingungen (Ungar, 2013). Wie Bonanno et al. (2015) betonen, variiert Resilienz erheblich in Abhängigkeit von Kontext, Kultur und verfügbaren Ressourcen. Die Herausforderung besteht darin, diese Kontextfaktoren systematisch in die Konzeptualisierung und Erforschung von Resilienz zu integrieren.

III. Methodologische Überlegungen

Kritische Reflexion bestehender Messinstrumente

Die methodologischen Herausforderungen der Resilienzforschung beginnen bei der Operationalisierung und Messung des Konstrukts. Eine Vielzahl von Skalen wurde entwickelt, um Resilienz zu erfassen, darunter die weitverbreitete Connor-Davidson Resilience Scale (CD-RISC; Connor und Davidson, 2003), die Resilience Scale for Adults (RSA; Friborg et al., 2003) und die Brief Resilience Scale (BRS; Smith et al., 2008). Diese Instrumente unterscheiden sich erheblich hinsichtlich ihrer theoretischen Fundierung, Dimensionalität und psychometrischen Eigenschaften, was die Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen erschwert (Windle et al., 2011).

Ein grundlegenderes Problem besteht darin, dass die meisten Messinstrumente Resilienz als trait-ähnliche Eigenschaft konzeptualisieren und dabei den prozesshaften, dynamischen Charakter des Phänomens verfehlen (Luthar et al., 2000). Wie Bonanno et al. (2015) kritisch anmerken, ist Resilienz kein statisches Attribut, sondern ein emergentes Phänomen, das sich in der Interaktion zwischen Individuum und Umwelt manifestiert und im zeitlichen Verlauf variieren kann. Dies stellt die Validität konventioneller Messzugänge grundsätzlich in Frage.

Ein weiteres methodologisches Problem liegt in der Tendenz, Resilienz retrospektiv und outcome-basiert zu definieren. Oft werden Personen als resilient klassifiziert, wenn sie nach einer Belastung keine Beeinträchtigungen zeigen oder sich schnell erholen. Diese ex-post-Definition ist jedoch mit erheblichen konzeptionellen und methodischen Problemen verbunden, darunter Konfundierungen mit Belastungsintensität und Bewältigungsressourcen (Bonanno et al., 2011).

Schließlich vernachlässigen traditionelle Messinstrumente systematisch die kontextuellen und systemischen Faktoren, die Resilienz bedingen und moderieren. Ungar (2008) betont die Notwendigkeit kulturell sensibler und ökologisch valider Messansätze, die Resilienz als kontextabhängiges Phänomen erfassen. Solche Ansätze stehen jedoch noch am Anfang ihrer Entwicklung.

Integrative Forschungsansätze: Methodentriangulation

Angesichts dieser Herausforderungen erscheint eine methodische Triangulation als vielversprechender Weg, um der Komplexität des Resilienzkonstrukts gerecht zu werden. Unter methodischer Triangulation versteht man die Kombination verschiedener methodischer Zugänge zur Untersuchung eines Phänomens, um dessen verschiedene Facetten zu erfassen und methodische Schwächen einzelner Ansätze auszugleichen (Denzin, 2012).

Für die Resilienzforschung bedeutet dies, quantitative Messungen mit qualitativen Zugängen zu verbinden, die subjektive Erfahrungen und Bedeutungszuschreibungen erfassen. Narrative Ansätze, die individuelle Resilienzgeschichten rekonstruieren, können wertvolle Einblicke in den prozesshaften Charakter von Resilienz liefern und zur Identifikation bisher übersehener Faktoren beitragen (Riessman, 2008). Ethnographische Methoden können kulturelle und kontextuelle Einflüsse auf Resilienzprozesse beleuchten (Ungar, 2011), während netzwerkanalytische Zugänge die Einbettung individueller Resilienz in soziale Systeme sichtbar machen (Smith et al., 2020).

Besonders vielversprechend erscheinen Mixed-Methods-Designs, die quantitative und qualitative Daten systematisch integrieren. Ein Sequential Explanatory Design könnte beispielsweise zunächst quantitative Daten erheben, um Muster und Zusammenhänge zu identifizieren, und anschließend qualitative Methoden nutzen, um diese Muster zu erklären und zu kontextualisieren (Creswell und Plano Clark, 2017). Umgekehrt könnte ein Sequential Exploratory Design qualitative Methoden zur Hypothesengenerierung nutzen, die dann quantitativ überprüft werden.

Zeitdimensionale Erfassung von Resilienzdynamiken

Ein besonderes methodologisches Desiderat besteht in der zeitdimensionalen Erfassung von Resilienzdynamiken. Traditionelle Querschnittsdesigns können die prozesshafte Natur von Resilienz nicht adäquat erfassen (Bonanno et al., 2011). Längsschnittliche Designs sind zwar besser geeignet, um Entwicklungsverläufe abzubilden, setzen aber in der Regel zu selten Messzeitpunkte an, um die feingranulare Dynamik von Resilienzprozessen zu erfassen (Sameroff, 2009).

Neuere methodische Entwicklungen wie Ecological Momentary Assessment (EMA) und Daily Diary Studies ermöglichen eine dichtere zeitliche Auflösung und können Resilienzdynamiken im Alltag erfassen (Shiffman et al., 2008). Diese Methoden erfassen Stimmungen, Gedanken und Verhaltensweisen mehrmals täglich in natürlichen Umgebungen und können so die Mikroprozesse abbilden, die Resilienz konstituieren.

Ergänzend können nichtlineare dynamische Systemansätze wie Time Series Analysis und Dynamic Factor Analysis genutzt werden, um komplexe zeitliche Muster zu identifizieren und die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemebenen zu modellieren (Molenaar, 2004). Diese Methoden können erfassen, wie kleine Veränderungen unter bestimmten Bedingungen zu qualitativen Systemveränderungen führen – ein Phänomen, das für das Verständnis von Resilienzdynamiken zentral ist.

Die zeitdimensionale Erfassung bietet zudem die Möglichkeit, die spezifischen "Zeitfenster" zu identifizieren, in denen Systeme besonders empfänglich für Veränderungen sind – sei es im Sinne erhöhter Vulnerabilität oder im Sinne erhöhter Plastizität (Obradović et al., 2016). Diese Zeitfenster könnte für die Konzeption und Timing von Resilienzinterventionen von entscheidender Bedeutung sein.

IV. Empirische Befunde zur Interaktion von Person und System

Resilienz im organisationalen Kontext

Die Wechselwirkung zwischen individueller und systemischer Resilienz zeigt sich besonders deutlich im organisationalen Kontext. Organisationale Resilienz beschreibt die Fähigkeit von Organisationen, sich trotz Störungen anzupassen, zu regenerieren und weiterzuentwickeln (Weick und Sutcliffe, 2007). Studien zeigen, dass resiliente Organisationen durch spezifische Merkmale gekennzeichnet sind, darunter Redundanz, Diversität, Modularität und Feedbackmechanismen (Folke et al., 2010).

Entscheidend ist jedoch, dass organisationale Resilienz nicht unabhängig von der Resilienz ihrer Mitglieder betrachtet werden kann. Lengnick-Hall et al. (2011) argumentieren, dass organisationale Resilienz aus der Interaktion verschiedener Faktoren entsteht, darunter individuelle Kompetenzen, kollektive Kapazitäten und organisationale Praktiken. Eine empirische Studie von Duchek (2020) identifizierte drei zentrale Kapazitäten, die organisationale Resilienz fördern: antizipatorische, überwindende und adaptive Kapazitäten. Diese Kapazitäten sind sowohl in individuellen Kompetenzen als auch in organisationalen Strukturen und Prozessen verankert.

Besonders relevant sind Befunde zu High Reliability Organizations (HROs) – Organisationen wie Kernkraftwerke oder Flugsicherungssysteme, die trotz hoher Risiken zuverlässig funktionieren. HROs zeichnen sich durch eine "kollektive Achtsamkeit" aus, die es ihnen ermöglicht, kleine Störungen frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen, bevor sie sich zu größeren Problemen entwickeln (Weick und Sutcliffe, 2007). Diese kollektive Achtsamkeit entsteht nicht durch die Summe individueller Achtsamkeit, sondern durch spezifische Interaktionsmuster und organisationale Praktiken.

Die COVID-19-Pandemie hat weitere Einblicke in die Wechselwirkung zwischen individueller und organisationaler Resilienz geliefert. Studien zeigen, dass Organisationen, die bereits vor der Pandemie in die Resilienz ihrer Mitarbeiter investiert hatten, besser in der Lage waren, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen (Hartmann et al., 2020). Gleichzeitig wurde deutlich, dass individuelle Resilienz stark durch organisationale Faktoren wie Führungsstil, Kommunikation und Unterstützungsangebote beeinflusst wird (Dirani et al., 2020).

Soziokulturelle und sozioökonomische Einflüsse

Die soziokulturelle Einbettung von Resilienzprozessen wird in der Cultural-Clinical Psychology besonders betont. Kirmayer et al. (2011) argumentieren, dass Resilienz kulturell konstruiert ist und in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen und Manifestationen annimmt. Was als adaptive Reaktion auf Widrigkeiten gilt, variiert erheblich in Abhängigkeit von kulturellen Werten, Normen und Praktiken. In kollektivistischen Kulturen manifestiert sich Resilienz beispielsweise stärker in sozialer Harmonie und Gruppensolidarität, während individualistische Kulturen persönliches Wachstum und Autonomie betonen (Ungar, 2010).

Kulturelle Faktoren beeinflussen auch, wie Personen Widrigkeiten interpretieren und welche Bewältigungsstrategien sie als angemessen erachten. Religiöse und spirituelle Überzeugungen können beispielsweise als Resilienzressourcen dienen, indem sie Widrigkeiten einen Sinn verleihen und Hoffnung vermitteln (Peres et al., 2007). Ebenso können kulturelle Narrative von historischer Traumatisierung und kollektivem Überleben Resilienzdynamiken auf Gemeinschaftsebene beeinflussen (Kirmayer et al., 2011).

Neben kulturellen Faktoren spielen sozioökonomische Einflüsse eine entscheidende Rolle für Resilienzprozesse. Studien zeigen konsistent, dass sozioökonomische Benachteiligung mit geringerer Resilienz assoziiert ist (Sapienza und Masten, 2011). Dieser Zusammenhang ist jedoch komplex und nicht deterministisch. Manche Studien identifizieren einen "Steeling-Effekt", bei dem moderate Widrigkeiten die Resilienz gegenüber späteren Stressoren erhöhen können (Rutter, 2012). Extreme Benachteiligung führt jedoch häufig zu einer Überforderung adaptiver Systeme (McEwen, 2000).

Ein entscheidender Mechanismus, durch den sozioökonomische Faktoren Resilienz beeinflussen, ist der differentielle Zugang zu Ressourcen. Ökonomische Ressourcen ermöglichen den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialer Unterstützung – allesamt wichtige Resilienzressourcen (Ungar, 2011). Soziales Kapital in Form von Netzwerken und Beziehungen kann ebenfalls als Resilienzressource dienen, ist jedoch ebenfalls ungleich verteilt (Kawachi und Berkman, 2000).

Privilegienfrage: Der ungleiche Zugang zu Ressourcen für Resilienzentwicklung

Die ungleiche Verteilung von Resilienzressourcen wirft grundlegende Fragen der Gerechtigkeit auf. Wie Ungar (2015) betont, ist Resilienz "kein universelles psychologisches Konstrukt, sondern ein kontextspezifisches, sozial konstruiertes Phänomen, das Zugang zu kulturell relevanten Ressourcen voraussetzt". Diese Ressourcen – von materiellen Gütern über soziale Unterstützung bis hin zu symbolischem Kapital – sind jedoch höchst ungleich verteilt.

Besonders problematisch ist, dass benachteiligte Gruppen nicht nur einem höheren Risiko für Widrigkeiten ausgesetzt sind, sondern auch über weniger Ressourcen verfügen, um diese zu bewältigen – ein Phänomen, das als "doppelte Gefährdung" bezeichnet wird (Evans, 2004). Gleichzeitig werden diese Gruppen oft für ihre vermeintlich geringere Resilienz verantwortlich gemacht, was zu einer weiteren Stigmatisierung führt (Luthar und Cicchetti, 2000).

Die COVID-19-Pandemie hat diese Ungleichheiten besonders deutlich gemacht. Sozial benachteiligte Gruppen waren nicht nur häufiger von Infektionen und schweren Verläufen betroffen, sondern auch stärker von den ökonomischen und psychosozialen Folgen der Pandemie (Perry et al., 2021). Die Fähigkeit, resilient auf die Krise zu reagieren – etwa durch Homeoffice, finanzielle Rücklagen oder digitale Vernetzung – war maßgeblich durch sozioökonomische Faktoren bedingt.

Diese Befunde verdeutlichen, dass die Fähigkeit, aus Scheitern zu lernen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen, in erheblichem Maße von Privilegien abhängt. Die Aufforderung, "resilienter" zu sein, kann daher insbesondere für marginalisierte Gruppen als zusätzliche Belastung erlebt werden, wenn sie nicht von strukturellen Veränderungen begleitet wird, die den Zugang zu Resilienzressourcen erleichtern (Ungar, 2011).

V. Das dynamische Resilienzmodell

Konzeptioneller Rahmen: Resilienz als emergentes Phänomen

Angesichts der komplexen Wechselwirkungen zwischen individuellen und systemischen Faktoren scheint ein dynamisches Modell von Resilienz notwendig, das diese Interaktionen systematisch berücksichtigt. Ein solches Modell konzeptualisiert Resilienz nicht als Eigenschaft von Individuen oder Systemen, sondern als emergentes Phänomen, das aus den Interaktionen zwischen verschiedenen Systemebenen entsteht (Masten, 2014).

Das dynamische Resilienzmodell basiert auf der Theorie komplexer adaptiver Systeme, die betont, dass komplexe Systeme durch Nichtlinearität, Selbstorganisation und Emergenz gekennzeichnet sind (Holland, 2006). Nichtlinearität bedeutet, dass kleine Veränderungen unter bestimmten Bedingungen zu großen Effekten führen können – ein Phänomen, das für das Verständnis von Kipp-Punkten in Resilienzdynamiken zentral ist. Selbstorganisation beschreibt die Fähigkeit von Systemen, spontan Ordnung und Struktur zu entwickeln, ohne externe Steuerung. Emergenz bezieht sich auf das Auftreten neuer Eigenschaften auf höheren Systemebenen, die aus den Interaktionen der Elemente auf niedrigeren Ebenen entstehen, aber nicht auf diese reduziert werden können.

Im Kontext der Resilienzforschung ermöglicht dieses Rahmenmodell die Integration verschiedener Systemebenen – von biologischen über psychologische und soziale bis hin zu ökologischen Faktoren (Ungar, 2018). Es betont zudem die zeitliche Dimension von Resilienzprozessen und die Bedeutung von Kipp-Punkten, an denen Systeme von einem Zustand in einen anderen übergehen.

Ein zentrales Konzept in diesem Modell ist die "Panarchie" – die verschachtelte Hierarchie von adaptiven Zyklen, die verschiedene Systemebenen verbindet (Gunderson und Holling, 2002). Jede Systemebene durchläuft Zyklen von Wachstum, Konservierung, Zusammenbruch und Reorganisation, wobei die Zyklen auf verschiedenen Ebenen durch "Revolt"- und "Remember"-Verbindungen miteinander verknüpft sind. Dieses Modell kann erklären, wie Störungen auf einer Ebene sowohl zerstörerische als auch kreative Auswirkungen auf andere Ebenen haben können.

Wechselwirkung zwischen individuellen und kontextuellen Faktoren

Im Rahmen des dynamischen Resilienzmodells wird die Wechselwirkung zwischen individuellen und kontextuellen Faktoren als kontinuierlicher, bidirektionaler Prozess verstanden. Individuen sind nicht passive Empfänger kontextueller Einflüsse, sondern aktive Agenten, die ihre Umwelt wahrnehmen, interpretieren und gestalten (Bandura, 2006). Gleichzeitig werden individuelle Handlungsmöglichkeiten durch kontextuelle Faktoren sowohl ermöglicht als auch begrenzt.

Diese Wechselwirkung manifestiert sich in verschiedenen Prozessen. Erstens in der differentiellen Suszeptibilität – dem Phänomen, dass Individuen unterschiedlich empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren, abhängig von genetischen, temperamentbezogenen und anderen individuellen Faktoren (Belsky und Pluess, 2009). Zweitens in der Umweltselektion – der Tendenz von Individuen, Umwelten zu wählen oder zu gestalten, die zu ihren Eigenschaften und Präferenzen passen (Scarr und McCartney, 1983). Und drittens in der Nischenbildung – der Schaffung spezifischer "ökologischer Nischen", die individuelle Stärken maximieren und Schwächen minimieren (Ungar, 2011).

Besondere Bedeutung kommt der Wechselwirkung zwischen individuellen Bewertungsprozessen und kontextuellen Stressoren zu. Das transaktionale Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984) betont, dass die Wirkung von Stressoren maßgeblich durch individuelle Bewertungsprozesse mediiert wird – eine primäre Bewertung, ob ein Ereignis bedrohlich ist, und eine sekundäre Bewertung, ob ausreichend Ressourcen zur Bewältigung vorhanden sind. Diese Bewertungsprozesse werden ihrerseits durch frühere Erfahrungen, kulturelle Modelle und verfügbare Ressourcen beeinflusst.

Feedback-Schleifen zwischen Krisenerfahrung und Resilienzentwicklung

Eine zentrale Annahme des dynamischen Resilienzmodells ist, dass Krisen nicht nur Bedrohungen, sondern auch Gelegenheiten für Resilienzentwicklung darstellen. Diese Annahme manifestiert sich im Konzept des "post-traumatic growth" – der Erfahrung positiver psychologischer Veränderungen infolge der Auseinandersetzung mit traumatischen oder hochgradig herausfordernden Lebensereignissen (Tedeschi und Calhoun, 2004).

Die Forschung zu post-traumatischem Wachstum zeigt, dass bis zu 70% der Personen, die traumatische Ereignisse erleben, auch von positiven Veränderungen berichten, darunter gesteigerte persönliche Stärke, intensivere Beziehungen, größere Wertschätzung des Lebens, neue Prioritäten und spirituelles Wachstum (Linley und Joseph, 2004). Diese positiven Veränderungen entstehen jedoch nicht automatisch aus dem Trauma selbst, sondern aus den kognitiven und emotionalen Verarbeitungsprozessen, die durch das Trauma angestoßen werden (Tedeschi und Calhoun, 2004).

Das dynamische Resilienzmodell konzeptualisiert diese Prozesse als Feedback-Schleifen, in denen Krisenerfahrungen zu Anpassungsprozessen führen, die wiederum die Bewältigung zukünftiger Krisen beeinflussen. Positive Feedback-Schleifen können zu einer Aufwärtsspirale führen, in der erfolgreiche Bewältigung Selbstwirksamkeit stärkt, was wiederum künftige Bewältigungsbemühungen fördert. Umgekehrt können negative Feedback-Schleifen zu einer Abwärtsspirale führen, in der erfolglose Bewältigungsversuche Hilflosigkeit fördern und künftige Bewältigungsbemühungen unterminieren (Masten und Cicchetti, 2016).

Diese Feedback-Schleifen operieren nicht nur auf individueller, sondern auch auf systemischer Ebene. So können kollektive Krisenerfahrungen zu institutionellen Lernprozessen und strukturellen Anpassungen führen, die die Systemresilienz stärken (Gunderson, 2000). Die COVID-19-Pandemie beispielsweise hat in vielen Organisationen und Gemeinschaften Lernprozesse angestoßen, die zu verbesserten Krisenmanagementsystemen, flexibleren Arbeitsmodellen und gestärkten Unterstützungsnetzwerken geführt haben (Hartmann et al., 2020).

VI. Kritische Diskussion: Die dunkle Seite der Resilienz

Resilienz als neoliberales Konstrukt?

Trotz des offensichtlichen Werts von Resilienz für Individuen und Systeme ist eine kritische Reflexion des Konzepts und seiner Anwendungen unerlässlich. Eine wachsende Literatur problematisiert Resilienz als neoliberales Konstrukt, das individuelle Anpassung an widrige Umstände fördert, anstatt strukturelle Veränderungen anzustreben (Joseph, 2013). In dieser Perspektive dient Resilienzförderung primär dazu, Individuen an dysfunktionale Systeme anzupassen, statt die Systeme selbst zu transformieren.

Chandler (2014) argumentiert, dass der Aufstieg des Resilienz-Diskurses mit dem Niedergang wohlfahrtsstaatlicher Strukturen einhergeht und Teil einer breiteren neoliberalen Gouvernementalität ist, die Verantwortung vom Staat auf das Individuum verlagert. In ähnlicher Weise kritisiert Evans (2016) die Instrumentalisierung von Resilienz im Kontext neoliberaler Arbeitsmarktpolitik, die Arbeitslose dazu anhalten soll, "resilient" gegenüber prekären Beschäftigungsverhältnissen und wirtschaftlicher Unsicherheit zu sein.

Diese Kritik richtet sich nicht gegen Resilienz per se, sondern gegen ihre Instrumentalisierung zur Rechtfertigung struktureller Ungleichheiten und sozialer Ungerechtigkeit. Wie Banyard et al. (2021) betonen, sollte Resilienzförderung niemals ein Ersatz für strukturelle Interventionen sein, die widrige Bedingungen reduzieren und Ressourcen gerechter verteilen.

Ethische Fragen zur Resilienzförderung

Die Förderung von Resilienz wirft zudem ethische Fragen auf, die in der Forschung und Praxis oft vernachlässigt werden. Erstens stellt sich die Frage, wer definiert, was als "resiliente" Reaktion auf Widrigkeiten gilt. Wie Ungar (2004) kritisch anmerkt, werden bestimmte Anpassungsformen oft aus einer dominant-kulturellen Perspektive als "resilient" bewertet, während alternative Anpassungsformen, die in spezifischen kulturellen oder sozialen Kontexten funktional sein können, pathologisiert werden.

Zweitens besteht die Gefahr, dass Resilienzförderung zu einer zusätzlichen Belastung für bereits vulnerable Gruppen wird. Der implizite oder explizite Imperativ, "resilient zu sein", kann für Personen, die mit multiplen strukturellen Benachteiligungen konfrontiert sind, als zusätzliche Stressquelle wirken (Travers et al., 2020). In diesem Kontext wird Resilienz zu einer weiteren Norm, an der marginalisierte Gruppen gemessen und gegebenenfalls als defizitär bewertet werden.

Drittens wirft die zunehmende Kommerzialisierung von Resilienztrainings und -programmen Fragen nach ihrer Evidenzbasierung, Qualitätskontrolle und Zugänglichkeit auf. Während einige Programme auf solider wissenschaftlicher Grundlage basieren und nachweislich wirksam sind (Reivich und Shatté, 2002), fehlt bei vielen anderen eine ausreichende empirische Validierung. Zudem sind qualitativ hochwertige Programme oft kostspielig und damit primär für privilegierte Gruppen zugänglich, was bestehende Ungleichheiten in der Resilienzentwicklung verstärken kann.

Übermäßige Resilienz als Hindernis für notwendige Systemveränderungen

Ein weiteres kritisches Moment liegt in der Möglichkeit, dass übermäßige Resilienz notwendige Systemveränderungen behindern kann. Wenn Individuen und Organisationen hochgradig resilient gegenüber widrigen Umständen sind, kann dies dazu führen, dass dysfunktionale Strukturen und Praktiken fortbestehen, anstatt transformiert zu werden (Holling, 2001). In ökologischen Systemen kann übermäßige Resilienz zu Stagnation und mangelnder Anpassungsfähigkeit führen – ein Phänomen, das als "rigidity trap" bezeichnet wird (Gunderson und Holling, 2002).

In sozialen und organisationalen Kontexten kann übermäßige Resilienz dazu führen, dass problematische Zustände zu lange toleriert werden, anstatt Veränderungsprozesse einzuleiten. So kann beispielsweise die individuelle Resilienz von Arbeitnehmern in toxischen Arbeitsumgebungen dazu beitragen, dass dysfunktionale Führungsstile und schädliche Arbeitspraktiken nicht adressiert werden (Travers et al., 2020).

Aus einer systemischen Perspektive ist daher ein Gleichgewicht zwischen Resilienz und Transformationsfähigkeit erforderlich. Walker et al. (2004) unterscheiden zwischen Anpassungsresilienz (adaptive resilience), die das bestehende System erhält, und transformativer Resilienz (transformative resilience), die grundlegende Systemveränderungen ermöglicht. Letztere ist besonders dann wichtig, wenn bestehende Systeme nicht mehr funktional sind und grundlegende Neuausrichtung erfordern.

Diese Überlegungen verdeutlichen, dass Resilienz nicht unkritisch als universelles Ideal propagiert werden sollte. Vielmehr bedarf es einer nuancierten Betrachtung, die sowohl den Wert von Resilienz für die Bewältigung unvermeidbarer Widrigkeiten anerkennt als auch ihre Grenzen und potenziellen Schattenseiten reflektiert.

VII. Implikationen für Forschung und Praxis

Entwicklung eines integrativen Rahmenmodells für Resilienzförderung

Die bisherigen Ausführungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines integrativen Rahmenmodells für Resilienzforschung und -förderung, das individuelle und systemische Faktoren gleichermaßen berücksichtigt. Ein solches Modell sollte mehrere Kernelemente umfassen:

  1. Multilevel-Perspektive: Integration von biologischen, psychologischen, sozialen und ökologischen Faktoren in ein kohärentes Rahmenmodell, das die komplexen Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen explizit adressiert (Masten, 2014).
  2. Prozessorientierung: Konzeptualisierung von Resilienz als dynamischen Prozess, der sich im zeitlichen Verlauf entwickelt und verändert, anstatt als statische Eigenschaft (Bonanno et al., 2015).
  3. Kontextsensitivität: Berücksichtigung kultureller, sozioökonomischer und institutioneller Faktoren, die Resilienzprozesse beeinflussen und moderieren (Ungar, 2013).
  4. Ressourcenorientierung: Fokus auf die Identifikation und Mobilisierung von Ressourcen auf verschiedenen Systemebenen, die Resilienz fördern können (Hobfoll, 2011).
  5. Partizipation: Einbeziehung der Perspektiven und Erfahrungen derjenigen, deren Resilienz gefördert werden soll, in Forschung und Interventionsentwicklung (Ungar, 2004).

Ein solches Rahmenmodell könnte als Orientierung für Forschung, Politik und Praxis dienen und dazu beitragen, die identifizierten blinden Flecken in der Resilienzforschung zu adressieren. Konkret könnte es die Entwicklung von Messverfahren leiten, die Resilienz als multidimensionales, kontextabhängiges Konstrukt erfassen, und die Konzeption von Interventionen unterstützen, die auf mehreren Systemebenen ansetzen.

Systemische Interventionsansätze

Basierend auf dem integrativen Rahmenmodell lassen sich systemische Interventionsansätze ableiten, die über individuumszentrierte Resilienztrainings hinausgehen. Diese Ansätze zielen darauf ab, Resilienz auf verschiedenen Systemebenen zu fördern und die Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen zu optimieren. Konkrete Beispiele umfassen:

  1. Ökologische Interventionen: Programme, die nicht nur individuelle Kompetenzen stärken, sondern auch soziale Netzwerke, institutionelle Strukturen und materielle Ressourcen adressieren. Ein Beispiel ist das "Communities That Care" Programm, das Gemeinden dabei unterstützt, lokale Risiko- und Schutzfaktoren zu identifizieren und evidenzbasierte Präventionsstrategien zu implementieren (Hawkins et al., 2008).
  2. Organisationale Resilienzförderung: Interventionen, die darauf abzielen, organisationale Strukturen, Prozesse und Kulturen zu entwickeln, die Resilienz auf individueller und kollektiver Ebene fördern. Dies kann die Implementierung von Achtsamkeitspraktiken, die Förderung psychologischer Sicherheit und die Entwicklung adaptiver Führungsmodelle umfassen (Hartmann et al., 2020).
  3. Policy-Interventionen: Politische Maßnahmen, die strukturelle Barrieren für Resilienzentwicklung reduzieren und den Zugang zu Resilienzressourcen erweitern. Dies kann Investitionen in soziale Sicherheitsnetze, frühkindliche Bildung und psychische Gesundheitsversorgung umfassen, die nachweislich zur Resilienzförderung auf Bevölkerungsebene beitragen (Masten, 2011).
  4. Kollektive Traumaverarbeitung: Programme, die gemeinsame Reflexion und Verarbeitung kollektiver Traumata ermöglichen und dabei sowohl individuelle Bewältigungsprozesse als auch kollektive Sinnstiftung und soziale Unterstützung fördern (Saul, 2014).

Diese systemischen Ansätze erfordern oft interdisziplinäre Zusammenarbeit und langfristiges Engagement. Sie haben jedoch das Potenzial, nachhaltigere und inklusivere Wirkungen zu erzielen als rein individuumszentrierte Interventionen.

Richtlinien für eine sozial gerechte Resilienzpraxis

Um den ethischen Bedenken bezüglich Resilienzförderung Rechnung zu tragen, sind Richtlinien für eine sozial gerechte Resilienzpraxis erforderlich. Solche Richtlinien könnten folgende Prinzipien umfassen:

  1. Kontextualisierung: Resilienzförderung sollte stets im Kontext sozialer, ökonomischer und politischer Bedingungen betrachtet werden. Interventionen sollten darauf abzielen, nicht nur individuelle Anpassungsfähigkeit zu fördern, sondern auch strukturelle Barrieren zu adressieren (Ungar, 2011).
  2. Empowerment: Resilienzförderung sollte Individuen und Gemeinschaften befähigen, aktiv an der Gestaltung ihrer Lebensbedingungen teilzuhaben, anstatt passive Anpassung zu fördern. Dies beinhaltet die Förderung kritischen Bewusstseins für strukturelle Ungleichheiten und die Unterstützung kollektiven Handelns (Sonn und Fisher, 1998).
  3. Kulturelle Responsivität: Resilienzinterventionen sollten kulturell bedeutsame Konzepte, Praktiken und Werte der Zielgruppe berücksichtigen und auf diesen aufbauen, anstatt dominante kulturelle Modelle aufzuzwingen (Kirmayer et al., 2011).
  4. Soziale Gerechtigkeit: Resilienzförderung sollte explizit Gerechtigkeitsperspektiven einbeziehen und darauf abzielen, den Zugang zu Resilienzressourcen für marginalisierte Gruppen zu erweitern. Dies kann bedeuten, dass mehr Ressourcen für besonders benachteiligte Gruppen bereitgestellt werden (Luthar und Cicchetti, 2000).
  5. Transformative Perspektive: Resilienzförderung sollte nicht nur darauf abzielen, Individuen und Systeme an bestehende Bedingungen anzupassen, sondern auch transformatives Potenzial freisetzen, das zu positiven systemischen Veränderungen beiträgt (Walsh, 2016).

Diese Richtlinien können dazu beitragen, dass Resilienzförderung nicht zur Verfestigung bestehender Ungleichheiten beiträgt, sondern zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft. Sie erfordern eine kontinuierliche Reflexion über die impliziten Annahmen und potenziellen unbeabsichtigten Konsequenzen von Resilienzinterventionen.

VIII. Fazit und Ausblick

Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse

Der vorliegende Essay hat die Psychologie der Resilienz kritisch reflektiert und dabei einen zentralen blinden Fleck identifiziert: die Überbetonung individueller Faktoren bei gleichzeitiger Vernachlässigung systemischer Einflüsse. Diese Engführung hat sowohl wissenschaftliche als auch praktische Implikationen, da sie zu einem unvollständigen Verständnis von Resilienzprozessen und potenziell ineffektiven oder sogar kontraproduktiven Interventionen führen kann.

Als Alternative wurde ein dynamisches Resilienzmodell vorgeschlagen, das Resilienz als emergentes Phänomen konzeptualisiert, das aus komplexen Wechselwirkungen zwischen individuellen und systemischen Faktoren entsteht. Dieses Modell berücksichtigt die temporale Dimension von Resilienzprozessen, die Rolle von Feedback-Schleifen zwischen Krisenerfahrung und Resilienzentwicklung sowie die Bedeutung von Ressourcenzugang und -verteilung.

Die kritische Diskussion hat zudem potenzielle Schattenseiten des Resilienzkonzepts beleuchtet, darunter seine mögliche Instrumentalisierung im Kontext neoliberaler Gouvernementalität, ethische Fragen zur Resilienzförderung und die Gefahr, dass übermäßige Resilienz notwendige Systemveränderungen behindern kann. Diese Kritik unterstreicht die Notwendigkeit eines reflektierten, kontextsensitiven und sozial gerechten Ansatzes in Resilienzforschung und -praxis.

Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden Implikationen für Forschung und Praxis abgeleitet, darunter die Entwicklung eines integrativen Rahmenmodells für Resilienzförderung, systemische Interventionsansätze und Richtlinien für eine sozial gerechte Resilienzpraxis. Diese Implikationen zielen darauf ab, den identifizierten blinden Fleck zu adressieren und ein umfassenderes Verständnis und eine effektivere Förderung von Resilienz zu ermöglichen.

Limitationen der aktuellen Forschung

Trotz der Fortschritte in der Resilienzforschung bestehen weiterhin erhebliche Limitationen, die in zukünftigen Forschungsbemühungen adressiert werden sollten. Eine zentrale Limitation betrifft die konzeptionelle Unschärfe des Resilienzbegriffs, der je nach Disziplin und theoretischem Rahmen unterschiedlich definiert und operationalisiert wird. Diese Heterogenität erschwert die Integration von Forschungsergebnissen und die Entwicklung eines kohärenten theoretischen Rahmens (Luthar et al., 2000).

Eine weitere Limitation liegt in der methodischen Komplexität der Erfassung von Resilienzprozessen. Die meisten Studien verwenden Querschnittsdesigns oder setzen retrospektive Selbstberichte ein, die anfällig für Verzerrungen sind und die prozessuale Natur von Resilienz nicht adäquat erfassen können (Bonanno et al., 2015). Längsschnittliche und multiple-Methoden-Designs sind besser geeignet, aber aufwendiger und seltener.

Auch die kulturelle und kontextuelle Spezifität von Resilienz stellt eine Herausforderung dar. Ein Großteil der Resilienzforschung wurde in westlichen, industrialisierten, reichen, demokratischen Gesellschaften durchgeführt, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf andere Kontexte einschränkt (Henrich et al., 2010). Kulturvergleichende Studien und Forschung in nicht-westlichen Kontexten sind erforderlich, um ein umfassenderes Verständnis zu entwickeln.

Schließlich bleibt die Übersetzung von Forschungsergebnissen in effektive Interventionen eine Herausforderung. Während einige Resilienzinterventionen vielversprechende Ergebnisse zeigen, fehlt es vielen an rigoroser Evaluation, theoretischer Fundierung und Nachhaltigkeit (Southwick et al., 2014). Insbesondere systemische Interventionen, die auf mehreren Ebenen ansetzen, sind unterentwickelt und untererforscht.

Zukünftige Forschungsrichtungen

Angesichts dieser Limitationen und der identifizierten blinden Flecken ergeben sich mehrere vielversprechende Richtungen für zukünftige Forschung:

  1. Integrative theoretische Modelle: Entwicklung und empirische Prüfung theoretischer Modelle, die individuelle und systemische Faktoren in einem kohärenten Rahmen integrieren und dabei verschiedene Disziplinen und Forschungstraditionen berücksichtigen (Masten, 2014).
  2. Methodische Innovationen: Einsatz innovativer Methoden wie Ecological Momentary Assessment, netzwerkanalytischer Ansätze und komplexer Systemmodellierung, um die dynamische und kontextabhängige Natur von Resilienzprozessen besser zu erfassen (Fried et al., 2017).
  3. Transformative Resilienz: Untersuchung der Bedingungen, unter denen Resilienz nicht nur zu Anpassung, sondern auch zu positiver Transformation auf individueller und systemischer Ebene führt (Walsh, 2016). Dies beinhaltet die Erforschung der Rolle von Gemeinschaft, sozialen Bewegungen und politischem Engagement für transformative Resilienz.
  4. Implementation Science: Systematische Untersuchung von Faktoren, die die erfolgreiche Implementation und Nachhaltigkeit von Resilienzinterventionen in verschiedenen Kontexten beeinflussen, mit besonderem Fokus auf marginalisierte Gemeinschaften (Bauer et al., 2015).
  5. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Förderung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen – von Neurowissenschaften über Psychologie und Soziologie bis hin zu Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften – um ein umfassenderes Verständnis von Resilienz zu entwickeln (Southwick et al., 2014).
  6. Partizipative Forschung: Stärkere Einbeziehung von betroffenen Gemeinschaften in Forschungsdesign, Datenerhebung, Interpretation und Anwendung, um kulturell responsive und praxisrelevante Ergebnisse zu erzielen (Ungar, 2004).

Diese Forschungsrichtungen haben das Potenzial, unser Verständnis von Resilienz erheblich zu erweitern und zu vertiefen. Sie können dazu beitragen, den identifizierten blinden Fleck zu adressieren und eine wissenschaftliche Grundlage für Interventionen zu schaffen, die nicht nur individuelle Anpassungsfähigkeit fördern, sondern auch die systemischen Bedingungen für Resilienzentwicklung verbessern.

In einer Zeit multipler globaler Krisen – von der Klimakrise über Pandemien bis hin zu wachsender sozialer Ungleichheit – ist ein umfassendes Verständnis von Resilienz wichtiger denn je. Die Herausforderung besteht darin, Resilienzforschung und -praxis so zu gestalten, dass sie nicht zur Verfestigung bestehender Ungleichheiten beiträgt, sondern zu einer gerechteren, inklusiveren und nachhaltigeren Gesellschaft.

Literaturverzeichnis

Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. W.H. Freeman.

Bandura, A. (2006). Toward a psychology of human agency. Perspectives on Psychological Science, 1(2), 164-180.

Banyard, V., Hamby, S., & Grych, J. (2021). Strengths, narrative, and resilience: Restorying resilience research. Psychology of Violence, 11(2), 113-122.

Bauer, M. S., Damschroder, L., Hagedorn, H., Smith, J., & Kilbourne, A. M. (2015). An introduction to implementation science for the non-specialist. BMC Psychology, 3(1), 1-12.

Belsky, J., & Pluess, M. (2009). Beyond diathesis stress: Differential susceptibility to environmental influences. Psychological Bulletin, 135(6), 885-908.

Bonanno, G. A., Romero, S. A., & Klein, S. I. (2015). The temporal elements of psychological resilience: An integrative framework for the study of individuals, families, and communities. Psychological Inquiry, 26(2), 139-169.

Bonanno, G. A., Westphal, M., & Mancini, A. D. (2011). Resilience to loss and potential trauma. Annual Review of Clinical Psychology, 7, 511-535.

Chandler, D. (2014). Resilience: The governance of complexity. Routledge.

Connor, K. M., & Davidson, J. R. (2003). Development of a new resilience scale: The Connor-Davidson resilience scale (CD-RISC). Depression and Anxiety, 18(2), 76-82.

Creswell, J. W., & Plano Clark, V. L. (2017). Designing and conducting mixed methods research (3rd ed.). SAGE Publications.

Denzin, N. K. (2012). Triangulation 2.0. Journal of Mixed Methods Research, 6(2), 80-88.

Dirani, K. M., Abadi, M., Alizadeh, A., Barhate, B., Garza, R. C., Gunasekara, N., Ibrahim, G., & Majzun, Z. (2020). Leadership competencies and the essential role of human resource development in times of crisis: A response to Covid-19 pandemic. Human Resource Development International, 23(4), 380-394.

Duchek, S. (2020). Organizational resilience: A capability-based conceptualization. Business Research, 13(1), 215-246.

Evans, B. (2016). Resilient life: The art of living dangerously. John Wiley & Sons.

Evans, G. W. (2004). The environment of childhood poverty. American Psychologist, 59(2), 77-92.

Fletcher, D., & Sarkar, M. (2013). Psychological resilience: A review and critique of definitions, concepts, and theory. European Psychologist, 18(1), 12-23.

Folke, C., Carpenter, S. R., Walker, B., Scheffer, M., Chapin, T., & Rockström, J. (2010). Resilience thinking: Integrating resilience, adaptability and transformability. Ecology and Society, 15(4), 20.

Folke, C., Polasky, S., Rockström, J., Galaz, V., Westley, F., Lamont, M., Scheffer, M., Österblom, H., Carpenter, S. R., Chapin, F. S., Seto, K. C., Weber, E. U., Crona, B. I., Daily, G. C., Dasgupta, P., Gaffney, O., Gordon, L. J., Hoff, H., Levin, S. A., ... Walker, B. H. (2021). Our future in the Anthropocene biosphere. Ambio, 50(4), 834-869.

Friborg, O., Hjemdal, O., Rosenvinge, J. H., & Martinussen, M. (2003). A new rating scale for adult resilience: What are the central protective resources behind healthy adjustment? International Journal of Methods in Psychiatric Research, 12(2), 65-76.

Fried, E. I., van Borkulo, C. D., Cramer, A. O., Boschloo, L., Schoevers, R. A., & Borsboom, D. (2017). Mental disorders as networks of problems: A review of recent insights. Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology, 52(1), 1-10.

Gunderson, L. H. (2000). Ecological resilience—in theory and application. Annual Review of Ecology and Systematics, 31(1), 425-439.

Gunderson, L. H., & Holling, C. S. (Eds.). (2002). Panarchy: Understanding transformations in human and natural systems. Island Press.

Hartmann, S., Weiss, M., Newman, A., & Hoegl, M. (2020). Resilience in the workplace: A multilevel review and synthesis. Applied Psychology, 69(3), 913-959.

Hawkins, J. D., Catalano, R. F., Arthur, M. W., Egan, E., Brown, E. C., Abbott, R. D., & Murray, D. M. (2008). Testing communities that care: The rationale, design and behavioral baseline equivalence of the community youth development study. Prevention Science, 9(3), 178-190.

Hayes, S. C., Luoma, J. B., Bond, F. W., Masuda, A., & Lillis, J. (2006). Acceptance and commitment therapy: Model, processes and outcomes. Behaviour Research and Therapy, 44(1), 1-25.

Henrich, J., Heine, S. J., & Norenzayan, A. (2010). The weirdest people in the world? Behavioral and Brain Sciences, 33(2-3), 61-83.

Hobfoll, S. E. (2011). Conservation of resource caravans and engaged settings. Journal of Occupational and Organizational Psychology, 84(1), 116-122.

Holland, J. H. (2006). Studying complex adaptive systems. Journal of Systems Science and Complexity, 19(1), 1-8.

Holling, C. S. (1973). Resilience and stability of ecological systems. Annual Review of Ecology and Systematics, 4(1), 1-23.

Holling, C. S. (2001). Understanding the complexity of economic, ecological, and social systems. Ecosystems, 4(5), 390-405.

Hollnagel, E., Woods, D. D., & Leveson, N. (Eds.). (2006). Resilience engineering: Concepts and precepts. Ashgate Publishing.

Joseph, J. (2013). Resilience as embedded neoliberalism: A governmentality approach. Resilience, 1(1), 38-52.

Kawachi, I., & Berkman, L. F. (2000). Social cohesion, social capital, and health. Social Epidemiology, 174(7), 290-319.

Kirmayer, L. J., Dandeneau, S., Marshall, E., Phillips, M. K., & Williamson, K. J. (2011). Rethinking resilience from indigenous perspectives. The Canadian Journal of Psychiatry, 56(2), 84-91.

Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. Springer Publishing Company.

Lengnick-Hall, C. A., Beck, T. E., & Lengnick-Hall, M. L. (2011). Developing a capacity for organizational resilience through strategic human resource management. Human Resource Management Review, 21(3), 243-255.

Linley, P. A., & Joseph, S. (2004). Positive change following trauma and adversity: A review. Journal of Traumatic Stress, 17(1), 11-21.

Luthar, S. S., & Cicchetti, D. (2000). The construct of resilience: Implications for interventions and social policies. Development and Psychopathology, 12(4), 857-885.

Luthar, S. S., Cicchetti, D., & Becker, B. (2000). The construct of resilience: A critical evaluation and guidelines for future work. Child Development, 71(3), 543-562.

Masten, A. S. (2001). Ordinary magic: Resilience processes in development. American Psychologist, 56(3), 227-238.

Masten, A. S. (2011). Resilience in children threatened by extreme adversity: Frameworks for research, practice, and translational synergy. Development and Psychopathology, 23(2), 493-506.

Masten, A. S. (2014). Global perspectives on resilience in children and youth. Child Development, 85(1), 6-20.

Masten, A. S., & Cicchetti, D. (2016). Resilience in development: Progress and transformation. In D. Cicchetti (Ed.), Developmental psychopathology (pp. 271-333). John Wiley & Sons.

McEwen, B. S. (2000). Allostasis and allostatic load: Implications for neuropsychopharmacology. Neuropsychopharmacology, 22(2), 108-124.

Molenaar, P. C. (2004). A manifesto on psychology as idiographic science: Bringing the person back into scientific psychology, this time forever. Measurement, 2(4), 201-218.

Obradović, J., Shaffer, A., & Masten, A. S. (2016). Adversity and stress: Developmental impact and mechanisms. In D. Cicchetti (Ed.), Developmental psychopathology (pp. 1-32). John Wiley & Sons.

Peres, J. F., Moreira-Almeida, A., Nasello, A. G., & Koenig, H. G. (2007). Spirituality and resilience in trauma victims. Journal of Religion and Health, 46(3), 343-350.

Perry, B. L., Aronson, B., & Pescosolido, B. A. (2021). Pandemic precarity: COVID-19 is exposing and exacerbating inequalities in the American heartland. Proceedings of the National Academy of Sciences, 118(8), e2020685118.

Reivich, K., & Shatté, A. (2002). The resilience factor: 7 essential skills for overcoming life's inevitable obstacles. Broadway Books.

Riessman, C. K. (2008). Narrative methods for the human sciences. SAGE Publications.

Rutter, M. (2012). Resilience as a dynamic concept. Development and Psychopathology, 24(2), 335-344.

Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development, and well-being. American Psychologist, 55(1), 68-78.

Sameroff, A. (2009). The transactional model. In A. Sameroff (Ed.), The transactional model of development: How children and contexts shape each other (pp. 3-21). American Psychological Association.

Sapienza, J. K., & Masten, A. S. (2011). Understanding and promoting resilience in children and youth. Current Opinion in Psychiatry, 24(4), 267-273.

Saul, J. (2014). Collective trauma, collective healing: Promoting community resilience in the aftermath of disaster. Routledge.

Scarr, S., & McCartney, K. (1983). How people make their own environments: A theory of genotype → environment effects. Child Development, 54(2), 424-435.

Scheier, M. F., & Carver, C. S. (2018). Dispositional optimism and physical health: A long look back, a quick look forward. American Psychologist, 73(9), 1082-1094.

Shiffman, S., Stone, A. A., & Hufford, M. R. (2008). Ecological momentary assessment. Annual Review of Clinical Psychology, 4, 1-32.

Smith, B. W., Dalen, J., Wiggins, K., Tooley, E., Christopher, P., & Bernard, J. (2008). The brief resilience scale: Assessing the ability to bounce back. International Journal of Behavioral Medicine, 15(3), 194-200.

Smith, K. P., Christakis, N. A., Almquist, Z. W., & Marcum, C. S. (2020). Social networks and health. Annual Review of Sociology, 46, 379-397.

Sonn, C. C., & Fisher, A. T. (1998). Sense of community: Community resilient responses to oppression and change. Journal of Community Psychology, 26(5), 457-472.

Southwick, S. M., Bonanno, G. A., Masten, A. S., Panter-Brick, C., & Yehuda, R. (2014). Resilience definitions, theory, and challenges: Interdisciplinary perspectives. European Journal of Psychotraumatology, 5(1), 25338.

Southwick, S. M., & Charney, D. S. (2012). Resilience: The science of mastering life's greatest challenges. Cambridge University Press.

Tedeschi, R. G., & Calhoun, L. G. (2004). Posttraumatic growth: Conceptual foundations and empirical evidence. Psychological Inquiry, 15(1), 1-18.

Travers, J. L., Hirschman, K. B., & Naylor, M. D. (2020). Adapting Andersen's expanded behavioral model of health services use to include older adults receiving long-term services and supports. BMC Geriatrics, 20(1), 1-16.

Ungar, M. (2004). A constructionist discourse on resilience: Multiple contexts, multiple realities among at-risk children and youth. Youth & Society, 35(3), 341-365.

Ungar, M. (2008). Resilience across cultures. The British Journal of Social Work, 38(2), 218-235.

Ungar, M. (2010). Cultural dimensions of resilience among adults. In J. W. Reich, A. J. Zautra, & J. S. Hall (Eds.), Handbook of adult resilience (pp. 404-423). The Guilford Press.

Ungar, M. (2011). The social ecology of resilience: Addressing contextual and cultural ambiguity of a nascent construct. American Journal of Orthopsychiatry, 81(1), 1-17.

Ungar, M. (2013). Resilience, trauma, context, and culture. Trauma, Violence, & Abuse, 14(3), 255-266.

Ungar, M. (2015). Practitioner review: Diagnosing childhood resilience—A systemic approach to the diagnosis of adaptation in adverse social and physical ecologies. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 56(1), 4-17.

Ungar, M. (2018). Systemic resilience: Principles and processes for a science of change in contexts of adversity. Ecology and Society, 23(4), 34.

Walker, B., Holling, C. S., Carpenter, S. R., & Kinzig, A. (2004). Resilience, adaptability and transformability in social-ecological systems. Ecology and Society, 9(2), 5.

Walsh, F. (2016). Family resilience: A developmental systems framework. European Journal of Developmental Psychology, 13(3), 313-324.

Weick, K. E., & Sutcliffe, K. M. (2007). Managing the unexpected: Resilient performance in an age of uncertainty (2nd ed.). Jossey-Bass.

Williams, T. A., Gruber, D. A., Sutcliffe, K. M., Shepherd, D. A., & Zhao, E. Y. (2019). Organizational response to adversity: Fusing crisis management and resilience research streams. Academy of Management Annals, 13(1), 207-249.

Williams, T. A., Zhao, E. Y., Sonenshein, S., Ucbasaran, D., & George, G. (2022). Breaking boundaries to creatively generate value: The role of resourcefulness in entrepreneurship. Journal of Business Venturing, 37(5), 106233.

Windle, G., Bennett, K. M., & Noyes, J. (2011). A methodological review of resilience measurement scales. Health and Quality of Life Outcomes, 9(1), 1-18.

Wright, M. O., Masten, A. S., & Narayan, A. J. (2013). Resilience processes in development: Four waves of research on positive adaptation in the context of adversity. In S. Goldstein & R. B. Brooks (Eds.), Handbook of resilience in children (pp. 15-37). Springer.

Read more

Arbeitsmärkte im strukturellen Wandel: Eine soziologisch-institutionelle Analyse

Arbeitsmärkte im strukturellen Wandel: Eine soziologisch-institutionelle Analyse

Strukturwandel auf Arbeitsmrkten Soziologische Analyse im Dialog0:00/381.4321× 1. Einleitung Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der durch multiple Faktoren vorangetrieben wird: Digitalisierung, demografischer Wandel, Veränderungen globaler Wirtschaftsstrukturen und ökologische Transformationsprozesse. Diese Entwicklungen führen nicht nur zu quantitativen Verschiebungen in der Arbeitsnachfrage, sondern verändern die qualitativen

By Frank Geißler